Ein Fohlen aus meiner Stute….

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Wer will das nicht, irgendwann mal ein eigenes Fohlen? Jeder der eine Stute besitzt, meint diese irgendwann mal decken lassen zu müssen. Ich bin kuriert!

Wir drei

Wir drei <3 (14.05. 2001)

1991 habe ich ein, wie sich herausstellen sollte, tolles Pferd gekauft. Eine knapp 3-jährige braune Stute, mit Stern und einem weißen Fuß. Eigentlich langweilig, und ich wollte keine Stute und schon gar kein braunes Pferd. Aber ein gutes Pferd hat eben weder Farbe noch Geschlecht, sondern drei korrekte Grundgangarten, kurz, quadratisch, gesund und einen klaren Kopf. Von einem ordentlichen Züchter mit vernünftigen Papieren.

Naja und wenn man dann eine Stute hat, läßt man die auch möglichst eintragen, man weiß ja nie was kommt. War ein teures Unterfangen, da ich dem Hessischen Pferdezuchtverband beitreten mußte und dieser gerade in Alsfeld das neue Pferdezentrum baute. Also mindestens ein Backstein dort ist von mir bezahlt, eher eine ganze Wand.

Irgendwann meint man dann, jetzt oder nie, sonst ist die Stute zu alt. Erst mal ein Fohlen ziehen, verkaufen und dann kann man ja später noch ein Fohlen ziehen und dann behalten. So weit die Theorie.

Hengstsuche

Man hat ja als Laie eigentlich kaum bis gar keine Ahnung, welchen Hengst man nehmen soll. Und ist ja auch nicht so, dass man da einfach zwei mixt und dann kommt von jedem nur das Beste raus. Man fährt auf Hengstschauen und macht Kreuzchen (viele) bei den Hengsten, die einem so gefallen. OK, manche Hengste haben dann 2 Kreuze bekommen 😉 Befragt erfahrene Züchter und irgendwann meint man, man weiß was man will. Dann fährt man auf die Deckstelle und der Deckstellenleiter sagt, was wollen sie denn mit dem, da kriegen sie ja einen Reitelefant raus, nehmen sie besser den. Na gut, man hat ja keine Ahnung und gefallen hat einem der ja auch. War ja auch einer mit zwei Kreuzchen. Der Mann hat sicher mehr Ahnung.

Fohlengeburt

Fohlen 8 Tage

Da ist sie 8 Tage alt.(11.04.2001)

Nach 11 Monaten kommt dann (wenn man Glück hat) was raus. Ich weiß noch ziemlich genau, wie das damals war. Ich war richtig krank, fette Erkältung mit Fieber, Ohrenschmerzen und ohne Stimme. Mein Pferd hatte ich an einem sonnigen Tag auf die Weide gestellt (damals noch Boxenpferd). Meinen Freund bat ich, er solle sie bitte reinholen und er hat es vergessen. Dadurch war sie länger als geplant draußen und ich hab sie viel zu spät selbst reingeholt. Ich ganz „uffgerescht“ im Stall angekommen, die hat Harztropfen, unser Stallbesitzer (damals ca. 70), „ach Mädsche, des dauert noch“. Also heim ins Bett. Irgendwann nachts um eins klingelte das Telefon. Mein Freund drückte es weg. Ich frage nur im Fieber, wer war das. Ach irgendwer. Wie es dann das zweite mal klingelte, war ich hellwach, das muß mein Fohlen sein!

Und so war es, ja Fohlen wäre da. Da ich wirklich jenseits von gut und böse war, meinte ich, ich komme morgen früh. Mein Pferd war in guten Händen.

Es dauerte nicht lange, da klingelte es wieder, die Stute steht nicht mehr auf. Da war ich hellwach und schlagartig geheilt. Ab in den Stall.

Die Stute stand wieder, aber das Fohlen konnte nicht aufstehen. Ein wunderschönes Füchschen, ganz zart, mit einem Ypsilon als Blesse. Was tun? Tierarzt. Wie immer wenn ich ihn in einem Notfall brauchte, ging sein Telefon nicht!!! Was nun? Es war Maul-Klauen-Seuche, das hieß wenn ich nach Gießen in die Klinik fahre, weiß ich nicht ob und wann ich wieder heim darf. Also erst mal vor Ort versuchen. Keinen erreicht außer einer befreundeten Tierärztin im tiefsten Odenwald. Ansage: „Wichtig, die Biestmilch muß rein.“ Tierarzt kommt keiner mehr…. Da steht man dann…

Wie sich dann rausstellte, hatte ich letztendlich das Leben beider Pferde einem erfahrenen Landwirt zu verdanken, der eigentlich gerade ins Bett wollte und irgendwie die Flöhe husten hörte. In dem Fall mein stöhnendes Pferd. Es hat ihm Gott sei Dank keine Ruhe gelassen mal nachzuschauen, meine Stute hatte zu dem Zeitpunkt schon aufgegeben, da das Fohlen wegen angewinkeltem Hinterbein nicht am Hüftknochen vorbei kam. Sie haben zu zweit mit vereinten Kräften das Fohlen auf die Welt gebracht.

(21.05.2001)

Nächster Schritt war jetzt da irgendwie Milch rein zu bekommen, bzw. erst mal aus der Stute raus zu bekommen. Dies setzt voraus, dass man eine Stute melken kann! Das hat meine Wakonda alles mit sich machen lassen, obwohl sie eher zu der zickigen Fraktion „Fass-mich-nicht-an“ gehörte. Ab da mußte das Fohlen die ersten 24 Stunden alle Stunde gesäugt werden, ab dann alle zwei Stunden!

Das war nur mit tollen Stallkollegen machbar. An dieser Stelle tausend Dank an Anne, Sandra und noch viele mehr! Man erinnere sich, eigentlich war ich total krank. Ich bin nur noch zwischen Stallklamotten und Bett unterwegs gewesen.

(21.05.2001)

So, aber da war ja noch die Sehnenverkürzung. Ich habe lange überlegt, ob ich das zeige, aber so war es eben. Sie konnte 5 Tage nicht aufstehen, nach der ersten Stunde auf der Welt hat sie schon nach mir gewiehert, oder auch nur nach dem roten Schnuddel. Wir haben gestretcht was das Zeug hält, jeder der getränkt hat, hat mal an dem Bein gezogen.

Ich habe mir das Fohlen quer über den Schoss gelegt, einen Strohballen unter dem Hintern, und meine Stute rückwärts dirigiert, damit das Fohlen kapierte, wo es eigentlich hin muss zum Saufen. Sie ist und war ein absoluter Kämpfer, sie hat nie aufgehört zu versuchen, irgendwann zu stehen. Laut anderer Züchter, kann das auch ganz anders sein. Nach fünf Tagen stand sie auf drei Beinen und konnte selbständig saufen. Allerdings baumelte Bein Nr. 4 irgendwie darum, als gehöre es nicht dazu. Das linke Hinterbein quer stehend, die Vorderbeine wie ein Flitzebogen, stand sie da, wie ein dreirädriges Moped 🙁

Sie mußte kapieren, dass sie das 4. Bein irgendwie auch benutzen kann, da half nur, raus und bewegen. Sie sah aus wie eine Hyäne. Man denke an das Umfeld außerhalb des Stalles, dieses Pferd zog so garantiert die Blicke auf sich.

Tierärzte / Diagnose / Therapie

Zwischen diesen Zeiten, waren übrigens mehrere Tierärzte im Einsatz. Hätte es gar keine Chance gegeben, hätten wir es gar nicht weiter versucht. Aber darüber könnte ich ein ganzes Buch schreiben.

Da ist sie fast 4 Monate alt (27.07.2001)

Tierarzt eins, mein Haustierarzt, „das wird“. Dann die ganzen Einflüsse von außen, von „Oh Gott, die muß man einschläfern“, „der fehlt ein Knochen“ bis hin zu „da wäre ich schon längst in die Klinik gefahren“ muß man alles aushalten und sortieren. Jeder würde was anderes machen und vor allem immer besser.

OK, Tierarzt 2, „die muß sofort geröntgt werden, der fehlt ein Knochen“. Also Klinik, übrigens größter Fehler meines Lebens, ärgere mich immer wieder mal, dass ich die nicht verklagt habe. Nach 24 Stunden hatte ich meine Pferde wieder mit einer niederschmetternden Diagnose und einer sehr saftigen Rechnung (die ich nie bekam) für 4 Bilder. Die Therapie die man vorschlug mußte ich in Windeseile recherchieren, mal abgesehen von den enormen Kosten, die auf mich zugekommen wären. Ich habe mich dagegen entschieden, Gott sei Dank.

Ohne Barzahlung hätte ich auch mein Pferd nicht mehr aus der Klinik gekriegt :-O 4 Jahre später hat man die Bilder angefordert um festzustellen, dass man eigentlich nix drauf sieht!

Juli 2007

Dann kam eine Koryphäe an Tierarzt, keine Ahnung wo der abgeblieben ist. Ein Tierarzt, der nur Pferde und Hunde mit orthopädischen oder dermatologischen Diagnosen behandeltE. Er hatte in den USA in Naturheilkunde promoviert. Er hat was gespritzt und ab da ging es wortwörtlich nach oben.

Übrigens ich war immer noch richtig krank, teilweise ohne Stimme im Stall oder nur mit Kopftuch um die Ohren unterwegs. Heute keine Ahnung wie ich das durchgehalten habe.

Lebensweg

29.10.2001

Bis meine StellaCadente dann angeritten wurde, durfte sie erst mal 4 Jahre nur Pferd sein. Ging als Handpferd mit und wurde mit Bodenarbeit bespaßt.

Selbstverständlich habe ich sie vorher noch mal eingehend untersuchen lassen, weil ich ein Pferd mit Schmerzen nie angeritten hätte. Fakt ist, sie ist schief und hat Arthrose im Sprunggelenk und eine Zyste. Aussage des Tierarzt: max. 2-3 Jahre wird sie laufen, dann könnte man mit etwas Glück noch was operieren. 2017 wird sie 16 Jahre alt!

Sie ist die Herausforderung meines Lebens, ein Kämpfer durch und durch, und Dank viel, aber behutsamem Training läuft sie immer noch wie vor 12 Jahren….

Ach ja und von Ihrer Mama hat sie fast nix, außer dem Gesichtsausdruck. Eigentlich wollte ich das erste Fohlen verkaufen, gut mein Vater hat immer prophezeit, Du gibst eh nix her. Er hatte recht. Aus dem zweiten Fohlen wurde somit auch nix, ich hatte ja schon zwei Pferde.

Juni 2002

Und da ich ja eh nix hergebe, muß ich jetzt da durch. Ein Freund meinte mal: „Jeder das was er verdient!“ OK, ich weiß nicht, was ich verbrochen habe, aber heute weiß ich auch:

„Ohne sie hätte ich vieles nicht gelernt! Ich wäre nicht da, wo ich heute bin. Und wir haben nach wie vor eine ganz andere Beziehung.“

Sie ist übrigens das Model von procavallo, weil das kann sie einfach. Schön sein auf Kommando.

Aber ich weiß eines, das nächste Pferd suche ich mir wieder selbst aus! Bis dahin darf sie aber gerne ihr ganzes Leben bei mir verbringen <3

EinjährigeFortsetzung folgt…. wenn ihr wollt?

4 Kommentare

  1. hi!

    Also ich warte gespannt auf die Fortsetzung. 🙂

    Liebe Grüße
    Claudia

    • Ich werde weiter berichten! Hat doch dieses Pferd mein Leben sehr nachhaltig beeinflußt. Sie hat mich einiges an Nerven gekostet, aber ich habe ihr auch enorm viel zu verdanken.

  2. Nachdem ich das gelesen habe bin ich auch von Horsemanship fasziniert. Vor allem wegen der Körpersprache denke ich kann ich viel über die Pferde herausfinden und tiefer einsteigen, Toller Beitrag! LG

  3. Pingback: Für was braucht man auch ein Pferd? (Teil II) - procavallo-blog

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