Freut sich mein Pferd auf mich?

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Glaubt man eigentlich wirklich, sein Pferd freut sich wenn man kommt?

Ich lese immer, dass Pferd muss sich freuen wenn es einen sieht, es muss gerne mit mir zusammen sein. Es kommt wiehernd auf mich zugelaufen. Yipieeh endlich ist sie da.

Ehrlich?

Ich habe nun das dritte Pferd in meinem Leben. Alle dürfen bei mir bleiben bis zum Schluß. Ich verzichte seit ich 16 bin auf sehr viel, um mir mein Hobby „Pferd“ leisten zu können. Nicht nur finanziell, sondern auch zeitlich! Ich habe was studiert, was ich vor Ort machen kann, weil ich mir Wohnung und Pferd nicht hätte leisten können, so waren da ja noch Eltern, die einem ein Dach über dem Kopf gegeben haben.

Pferd 1 ist nach 7 Jahren Rente mit 25 in die ewigen Jagdgründe, Pferd 2 war über 25 Jahre an meiner Seite und ist dieses Jahr mit 28 Jahren über die Regenbogenbrücke, Pferd 3 ist Tochter von Pferd 2 und kennt mich jetzt fast 16 Jahre. Und das seit der ersten Stunde.

Sie hätte ohne mich nicht überlebt, ist teilweise mit der Flasche großgezogen, weil sie eine Sehnenverkürzung hinten hatte. Bilder von ihren ersten Wochen wollt ihr nicht sehen. Mit 4 Jahren habe ich sie röntgen lassen, bevor ich sie belaste. Aussage vom Tierarzt, sie wird max. 2-3 Jahre lahmfrei laufen, dann muss man weiter sehen. Im April 2017 wird sie 16! Und wir reiten!

So, freut sie sich, wenn sie mich sieht? Immerhin kennt sie mich und wir zwei lesen wie in offenen Büchern im anderen.

Ich habe gelernt durch die Finger zu pfeifen, so richtig laut, da war sie 6 Monate alt. Sie kennt meinen Pfiff wie kein anderer, ist auch gut bei 5 ha Wiese mit Wald und Hügeln. Früher kam sie im Galopp, wenn sie es gehört hat (und sie hört sehr gut), heute dauert es durchaus eine viertel Stunde bis sie im Schritt angeschlendert kommt…..manchmal. Denn zum Glück kennen die anderen auch meinen Pfiff und wissen, da passiert dann meist was. Nur das sind nicht die Pferde, die ich reite oder anderweitig bespaße 😉

Wenn ich momentan morgens komme, werde ich selbstverständlich mit einem Brummeln oder Wiehern (Du bist spät!) begrüßt. Klar, ich bringe Heu und mache endlich das Tor auf. Ich werde auch mit einem freundlichen Stumper oder Blick bedacht. Sie hat sich gefreut mich zu sehen. Ja aber warum?

Auch wenn ich mich zu ihr setze, dann gesellt sie sich zu mir und parkt demonstrativ rückwärts ein. „Kratz mal von links da unten an der Bauchnaht, da komm ich so schlecht hin.“ Sie mag mich wohl?

Übrigens die Märchen, ach wie toll ein Flaschenkind, sind wirklich Märchen. Ich habe viel durch dieses Pferd gelernt und vieles verändert, weil es alles andere als einfach ist. Hat so gar nichts von ihrer Mama geerbt, die hätte für mich alles gegeben. Flaschenkinder diskutieren bis aufs Messer und wenn sie dann noch clever sind, dann wünsche ich viel Spaß!

Fazit:

Wir kennen uns, wir „lieben“ uns so wie wir sind. Wir akzeptieren und respektieren uns. Aber wir diskutieren auch und müssen gegenseitig Grenzen setzen und das geht nicht ohne Druck. Für Aussenstehende sind wir ein Dreamteam, das sehr harmonisch miteinander umgeht, das sich vertraut. In fremder Umgebung oder wenn etwas passiert, ist sie immer sofort auf mich fixiert, mich ersetzt keiner.

Aber ehrlich, ich glaube in freier Wildbahn würde sie eher gehen, als sich mit dem Menschen auseinanderzusetzen. Bin doch nur Türöffner, Heulieferant, Futtermeister, Kratzbürste…. Was meint ihr?

6 Kommentare

  1. Das habe ich sehr gern gelesen! Und würde gern noch mehr von Deinen Pferden hier lesen – das klingt nämlich sehr spannend, diese Unterschiede Mutter-Kind zum Beispiel. Hatte ich auch, nur umgekehrt: Mama null interessiert an Krauleinheiten (bzw. nur einmal im Monat), Kind absolutes Schmusepferd. Bzgl. Deiner Frage: Beziehungen sind unterschiedlich. In ihrer Art und Qualität. Sehr nüchtern darauf zu schauen (wie Du das in dem Text tust) finde ich erholsam. Diese vermeintlich distanzierte Aussage sagt aber nichts darüber aus, wie sehr man in die Beziehung investiert. Denn das ist wichtig. Und ich vermute stark, dass Du da ganz schön investierst ;o).

    • Liebe Jeanette,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Oh ja ich investiere sehr viel und ich liebe sie alle 😉 Und ich arbeite daran, mehr zu schreiben, da ich gerade mit meiner Stella doch ein ganzes Buch füllen könnte. Die Mama Wakonda, war auch so eine FASS-MICH-NICHT-AN, sehr unnahbar, aber trotzdem immer bei mir. Sie kam und lies sich kraulen, aber wenn jemand sie ungefragt anfasste drehte sie immer den Kopf weg. Für mich aber sehr berührend, sie hat selten gewiehert und nie wenn ich kam, bis 1999. Ich habe sie im April 91 gekauft und war 1999 durch Krankheit ca. 10 Tage nicht im Stall. Sie hat die Unterhaltung mit dem „Stallmeister“ gehört und das 1. Mal gewiehert. Es war wie ein, ich weiß Dir ging es sehr schlecht, aber ich bin ja da….. Wir haben viel miteinander erlebt, es war mehr als mein halbes Leben und wir haben uns wie ein altes Ehepaar ohne Worte verstanden.

  2. Puh, ich hab da jetzt mal versucht ehrlich drüber nachzudenken und bin zu dem Schluss gekommen, dass man da sehr genau hinschauen muss. Nur weil ein Pferd wiehert, wenn man kommt, heißt das noch lange nicht, dass es sich auf den Menschen freut, sondern vielleicht freut es sich einfach nur, dass es endlich aus der Box rauskommt. Wenn die Grundbedürfnisse aber ausreichend befriedigt sind und man dem Pferd darüber hinaus noch weiteres Wohlbefinden verschaffen kann (sprich persönliches Wachstum), dann kann man, denke ich, durchaus davon sprechen, dass sich das Pferd darauf freut, mich zu sehen. Oder, um es noch mal etwas anders auszudrücken, wenn eine allgemeine Verknüpfung besteht, dass das Pferd sich nach der Begegnung mit dem Menschen besser fühlt als vorher, dann gehe ich davon aus, dass das Pferd sich freut den Menschen zu sehen.

    • Liebe Svenja,
      vielen Dank für Deine Antwort.
      Ich sehe das auch so, mein Pferd wiehert erst mal, weil es morgens sein Heu haben will. Die 4 abgebildeten Pferde leben nachts auf ca. 1 ha und tagsüber dürften es gut 2,5 ha sein. Also sie haben die Chance mir aus dem Weg zu gehen. Nun wächst natürlich im Winter kaum noch was, so dass die Heugabe doch ein Highlight ist
      Aber auch ich kenne meine Pferde so gut, dass ich weiß, wer was von mir will, wem es mal nicht so gut geht und ob ich sie einfach mal gerade in Ruhe lassen soll. Aber ich weiß, wenn es um das Betteln geht, da kommen sie gerne
      Ach sie werden mich schon mögen, auch wenn ich sie mal in die Schranken weisen muss. Aber wir begegnen uns alle mit Respekt, was ich auch bei den beiden „fremden“ Pferden sehr angenehm finde. Es respektiert jeder den „Tanzbereich“ des anderen.

  3. Hallihallo!
    Danke für den interessanten Beitrag!!!
    Ich habe meinen Buben seit 9 Jahren, jetzt ist er 18. Ich bin die erste richtige Bezugsperson. Es gab Zeiten, da ist er, wenn ich mit dem Rad an der Koppel vorbei zum Stall gefahren bin und ihn gerufen hab, von den anderen Pferden und der grünen Wiese weg und am Zaun entlang mit mir mitgetrabt, dann hab ich ihn ohne Halfter rausholen können usw. Damals war ich stolz drauf. Heute weiß ich, dass er einfach nicht glücklich war in dem Stall und bei der Herde und deswegen lieber bei mir war. Wenn ich einmal einen Tag nicht da war, war das schon ein kleines Drama. In unserem jetzigen Stall steht er zwar auch immer am Gatter, wenn er mich kommen hört oder sieht, aber wenn er seine Mahlzeit bekommen hat, wär ihm nicht unrecht, wenn ich ihn dann bald wieder zurück zu seiner Herde und ihm seine Ruhe lasse :-D. Ich kann auch problemlos ein paar Tage auf Urlaub fahren, ohne dass er durchgehend webt und auf und ab geht. Aber ich bin froh drum, so weiß ich, dass es ihm gut geht, und das ist doch das Wichtigste.

  4. Hallo☺️
    Ich habe auch eine Art Pflegepferd und ich kenne sie auch seid der ersten Minute an… Ich hab aus ihr Gelernt und sie aus mir ich würde schon sagen das wir freunde sind aber ich weiß es nicht vielleicht bin ich auch einfach nur der Nette Futter Lieferant sie begrüßt mich und beobachtet mich dabei bis ich bei ihr bin… Sie zickt oder ist eifersüchtig wenn ich was mit den anderen Pferden mache aus dem Stall und wenn ich sie Putze und gehe schaut sie mir solang hinterher bis ich wieder zurück komme…Alles nur wegen dem Futter? Ich weiß es nicht…. Ich weiß nicht ob sie zu mir anders ist wie zu den anderen Menschen und ob es nicht vielleicht doch besser gewesen wäre wenn eine andere Person sie aufgezogen hätte… Dann gibt es aber auch die anderen Momente zum Beispiel schlaf ich ab und zu bei ihr in der box und da legt sie sich immer ganz nah zu mir und schläft manchmal auch 3 bis 4 Stunden durch ohne aufzustehen (kommt wieder die Frage.. Nerv ich sie dabei beim schlafen oder genießt sie es?)….. Allgemein es kann ja sein das wir unsere besonderen Momente und Erlebnisse zusammen haben was ich wirklich sehr schätze und sie dafür liebe aber liebt sie mich auch? Kann sie mich lieben? Freut sie sich wenn ich bei ihr bin? Vertraut sie mir mehr wie anderen weil sie mich besser kennt oder nicht?…. Sie geht mit mir von ihrer Herde weg ist das ein gutes Zeichen?… Bei dir denke ich nicht das sie dich nur als Futterfreund sieht ich glaube da ist mehr zwischen euch und ich glaube auch wenn sie nicht dauerhaft bei dir sein wird in der Wildnis wird sie sich dennoch freuen das du da bist…. Da hab ich auch noch eine kleine Geschichte sie war auf der Alm und als ich dort angekommen bin kam sie auf mich zu und hat sich an mich gekuschelt hat sich aber auch danach neben mich gelegt auf dem Berg das zweite mal kam sie einfach nur auf mich zu und hat mich beschnuppert… Hat sie mich beim zweiten mal noch erkannt oder war ich für sie einfach nur ein Aufdringlicher Wanderer…

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